Sonntag, 8. Mai 2016

Ginger

Leider sind nicht alle Geschichten, die mit Meerschweinchen zu tun haben, immer von der unterhaltsamen oder lustigen Art. Man erlebt mit ihnen auch viel Trauriges, wenn sie krank werden und man ihnen nicht helfen kann. :-(
Im Moment geht es Ginger leider sehr schlecht.
Angefangen hat es schon vor ein paar Tagen. Da machte sie am Vormittag einen etwas seltsamen Eindruck. Ich kann es nicht genau beschreiben, aber ich hatte den Verdacht, dass sie möglicherweise Schmerzen hat. Nachdem sie leider nicht mehr die Jüngste ist - der 6. Geburtstag ist nur noch zwei Wochen entfernt - und auch allerlei "Wehwehchen" wie einen Tumor am hinteren Rücken hat, steht sie natürlich laufend unter Beobachtung.
Diesen Donnerstag war es soweit. Ich verabreichte ihr sicherheitshalber ein Schmerzmittel und stellte mich schon seelisch auf einen Tierarztbesuch am nächsten Tag ein, denn Donnerstag war ein Feiertag.
Gegen Abend machte Ginger wieder einen ganz normalen Eindruck und war bei gutem Appetit. Dass sie schon sehr tief schläft, war nichts Neues, aber Hauptsache, es schmeckt!

Bis Samstag Vormittag war alles im grünen Bereich. Vielleicht fraß sie etwas langsamer als sonst, aber nicht nennenswert. Am Samstag Abend trat dann etwas bisher Unvorstellbares ein: Sie ließ ein Stück ihres Paprikas über. :-(
Etwas später gab es noch eine kleine Ration Haferflocken bei mir am Schoß. Auch diesmal ... Ginger fraß nicht auf, sondern ließ etwa die Hälfte übrig. Und das von einem Schweinchen, das normalerweise nach jeder Fütterung gemeinsam mit Cassy die Endkontrolle gemacht hatte, dass auch ja nichts liegen blieb.

Ich entschloss mich, ihr probeweise etwas Päppelbrei anzubieten - und zwar direkt im Käfig, um ihr ein weiteres Herausgenommenwerden zu ersparen. Siehe da, der Päppelbrei wurde sehr gerne genommen. Etwas schwierig war es, denn alle anderen standen sofort auf der Matte und wollten auch etwas von dem wohlschmeckenden Brei abbekommen! Cassy ging sogar so weit, Ginger einmal die Spritze aus dem Maulchen zu ziehen. Nach einem Machtwort meinerseits ging es dann besser ... allerdings war der Appetit auch schnell wieder vorbei.
Umso gieriger stürzten sich die anderen dann auf die Reste des Breis!

Noch schlimmer war die Situation am Sonntag in der Früh. Von der Gurke wurde einmal abgebissen, ein Blatt Löwenzahn fast vollständig verschmäht, Päppelbrei mit Gingers vollster Überzeugung (und ihr Dickkopf war zu diesem Zeitpunkt noch in voller Stärke ausgeprägt) abgelehnt.
So ging es durch den Tag. Es war nicht so, dass sie sich für Futter gar nicht interessierte, aber sie nahm es  bestenfalls ins Maulchen. Zum Beispiel den Paprikastreifen bei der Abendfütterung. Als Muffin dann mit seinem Stück fertig war, fand er den vermeintlich herrenlosen Streifen, den Ginger zwar ins Maul genommen hatte, aber mehr auch nicht.
Was soll man da schimpfen? Wenn sie das Stück hätte fressen wollen/können, wäre es längst weg gewesen.

Aber Fressen geht leider gar nicht mehr. Ginger lässt sich auch nicht helfen. Das höchste der Gefühle ist das Nehmen eines Schmerzmittels, obwohl ich eigentlich nicht glaube, dass sie Schmerzen hat. Aber wer weiß, Meerschweinchen sind Meister darin, ihre wahre Befindlichkeit zu verstecken.
Bis es nicht mehr geht...
Und man auch nicht mehr weiß, wie man ihnen helfen kann.
Ob man ihnen helfen kann.
Ob man besser der Natur ihren Lauf lässt oder den letzten Weg zum Tierarzt antritt.

Und der einzige Trost: Ginger hatte ein schönes Leben. Abgesehen davon, dass sie nicht immer ganz gesund war, konnte sie das Leben auch genießen. Besonders in den letzten Jahren als ranghöchstes Weibchen meiner Gruppe.
Sie war eine wahrhafte Meerschweinchen-Persönlichkeit und sie fehlt mir jetzt schon, auch wenn ein Teil von ihr noch anwesend ist. Aber sie ist nicht mehr meine Ginger.
Ob wohl noch ein Wunder geschieht ...?