Donnerstag, 26. Mai 2016

Die Entdeckung des Iglus

Gestern hätte Ginger ihren 6. Geburtstag gehabt.
Auch wenn meine süße rote Maus leider jetzt im Meerschweinchen-Himmel ist (hoffentlich, denn sie konnte schon manchmal auch ein kleines Teuferl sein) ;-), sind mir viele Erinnerungen an sie geblieben.
Heute möchte ich eine Geschichte aus der Zeit erzählen, als sie gerade frisch bei uns eingezogen war.

Damals hatte ich eine Vierergruppe: Lea, unser ranghöchstes Weibchen, Dinih, die gerne ranghöchstes Weibchen gewesen wäre und auch der festen Meinung war, dass ihr diese Position zugestanden hätte - was Lea nicht besonders beeindruckt hat -, Nui, ein entzückendes Rosettenweibchen, das ein paar Jahre jünger war als die anderen und daher keinen "Herrschaftsanspruch" stellte, und Scotty, unser Böckchen, das etwa in Nuis Alter war.

Normalerweise hört man ja immer, dass es gar kein Problem ist, ein junges Weibchen in eine größere Gruppe zu setzen. Ich selbst hatte damit bis zu diesem Zeitpunkt auch noch keine Schwierigkeiten gehabt. Aber da hatte ich die Rechnung nicht so ganz mit meiner damaligen Gruppe gemacht.

Lea hatte kein Problem mit dem Neuzugang. Ginger war mit ihren etwa 3 Monaten in einem Alter, in dem sie für Lea keinerlei Konkurrenz darstellte. Nui und Scotty waren Ginger gegenüber auch durchaus positiv eingestellt. Es hat sicher ein paar Klarstellungen und Erziehungsmaßnahmen gegeben, aber keine, die mir besonders im Gedächtnis geblieben wären.

Aber Dinih ... ja, Dinih war eine ganz andere Geschichte!
Dinih kam ursprünglich zu uns, um Snoopy Gesellschaft zu leisten, nachdem sein voriges Partnerschweinchen Daisy sehr plötzlich verstorben war. Dinih hatte zu dieser Zeit gerade ihren letzten Wurf groß gezogen und war in verdiente Zuchtpension geschickt worden. Schon die Vergesellschaftung mit Snoopy war nicht ganz einfach, aber die beiden lebten bis zu Snoopys Tod sehr harmonisch zusammen. Danach übersiedelte Dinih in meine größere Gruppe, was auf zweiten Anhieb so halbwegs gelang. Ihre Lieblingsfeindin war und blieb aber bis zum Schluss Freja, auch wenn die beiden es schafften, sich zu arrangieren.

Ich weiß nicht, ob Dinih in ihrem früheren Leben einfach schon zu viele Jungschweinchen erlebt hatte, die ihr auf die Nerven gegangen waren, oder ob Ginger sie an ihre Lieblingsfeindin Freja erinnerte, beide rot-weiße Schweinchen - jedenfalls war Dinih der festen Überzeugung, dass dieser Jungspund nicht bleiben würde!
Sie jagte sie am Anfang gnadenlos durch die Gegend.

Nachdem ich den ersten Versuch bald abbrach, weil mir Ginger unendlich leid tat, startete ich erst am nächsten Morgen einen neuen Anlauf. Diesmal ganz klassisch mit Vergesellschaftungsauslauf und allem, das ich normalerweise mache, wenn ich ein erwachsenes Tier in die Gruppe integriere.
Diesmal klappte es auch halbwegs, aber Dinih war von dem Neuzugang nach wie vor nicht überzeugt. Wenn Ginger zum Beispiel durch den Käfig lief - ein normales Verhalten für ein Kleinschweinchen - war Dinih gar nicht amüsiert. Sie kam mir damals immer wie eine "Pausenaufseherin" vor, die brüllt: "Hier wird nicht gerannt!"

Aber Ginger war ja auch nicht auf den Kopf gefallen. Ich hatte damals eine Käfiganlage aus zwei 1,40er-Käfigen, die durch Holzbrücken miteinander verbunden waren. Auf diesen Holzbrücken befanden sich auch Kuschelsachen zum gemütlichen Abhängen. Im hinteren Käfig hatte ich damals einen Kuscheliglu stehen. Er war noch relativ neu und bis jetzt hatte sich keines der Schweinchen mit diesem Iglu anfreunden können. Sie bevorzugten alle die Kuschelhütten (in Österreich übrigens über den Verein der Meerschweinchenfreunde erhältlich).

Ginger aber hatte schnell heraußen, dass sie von Dinih zwar von Zeit zu Zeit verscheucht wurde, wenn sie in einer Kuschelhütte lag, den Kuscheliglu aber macht ihr niemand streitig! Selbst wenn Dinih hinter Ginger her war (weil sie wieder einmal zu schnell unterwegs gewesen war oder Dinih einfach der Meinung war, dass Ginger sie schief angeschaut hatte), konnte Ginger problemlos in dem Iglu verschwinden und Dinih setzte keine Pfote in dieses Kuschelteil. Somit war der Iglu Gingers sicherer Rückzugsort.
Und dann ging es eigentlich recht schnell. Dinih gewöhnte sich an Gingers Anwesenheit. Ginger gewöhnte es sich an, in dem Iglu in Deckung zu gehen, wenn Dinih wieder einmal ihre mühsamen 5 Minuten hatte, und das Gruppenleben wurde innerhalb von kurzer Zeit wieder sehr harmonisch.
Und wenn sie nicht leider alle schon gestorben wären, dann lebten sie noch heute ...